Dein soziales Umfeld bei Burnout

Beim Burnout ist ein stabiles soziales Umfeld wichtiger denn je. Wie sieht es da bei dir aus? Erfährst du Unterstützung oder hast du das Gefühl, dass dich nicht wirklich jemand versteht?

Dein soziales Umfeld sind alle Menschen um dich herum: PartnerIn, Angehörige, Freunde, Kollegen … eben alle Menschen, die in deiner unmittelbaren Nähe sind. Schau da gerne einmal für dich hin:

  • Welche Menschen befinden sich derzeit in deinem Leben?
  • Welche Menschen hast du in dein Leben eingeladen?
  • Welche Menschen magst du total gerne?
  • Welche Menschen magst du eher nicht?

Unsere Ursprungsfamilien (Mutter, Vater, Geschwister …) können wir nicht aussuchen (und vielleicht tun wir das ja doch auf einer Ebene?), bei fast allen anderen Menschen haben wir die Wahl: Wir entscheiden, mit wem wir zusammen sein wollen und Zeit verbringen möchten.

Dein näheres Umfeld besteht fast nur aus Menschen, die du liebst, schätzt und unheimlich gerne magst? Wunderbar, das freut mich sehr für dich. Dann bist du bereits viel in Liebe und sorgst gut für dich.

Wenn es in deinem Umfeld häufig zwischenmenschliche Konflikte bzw. kein wirkliches Miteinander gibt und dich Situationen belasten, dann lies hier, wie du dein soziales Umfeld wieder in Balance bringen kannst:

Du hast einige Menschen um dich herum, die dir nicht wirklich gut tun, die dich anstrengen und wo du dich „abarbeiten“, „Opfer erbringen“ oder „dich selbst vergessen“ musst?

Da schaue bitte einmal genauer für dich hin. Denn für mich gibt es da mindestens drei Ebenen:

  • Der andere ist tatsächlich ein „Energieräuber“, der Energie zieht.
  • Der andere triggert dich mit seinem Verhalten und zeigt dir letztendlich deine eigenen Themen auf.
  • Du siehst in dem anderen deinen sogenannten „Schattenanteil“, der von dir selbst noch nicht wirklich integriert ist.

So erkennst du Energieräuber:

Hinter „Energieräubern“ stecken für mich Menschen, die mit sich selbst nicht wirklich im Reinen sind. Meine Erfahrung ist, dass sie meist sehr unbewusst in ihrem Handeln, Denken und Fühlen sind und einen Hang zur Manipulation haben. Sie möchten gerne gehört werden und mit ihren Themen im Mittelpunkt stehen. Sie können anderen nur schlecht zuhören und sind auch nicht wirklich an ihnen interessiert. Es geht letztendlich um sie und um ihre Belange.

Du erkennst einen „Energieräuber“ daran, dass du nach einem Gespräch oder einem Treffen das Gefühl hast, als ob du tatsächlich „energetisch ausgesaugt“ wurdest. Du fühlst dich schlapp, müde und kraftlos.

Du hast einige Energieräuber um dich herum? Da stellt sich für mich die Frage nach deiner Abgrenzung. Denn mit anstrengenden und „toxischen“ Menschen (die es tatsächlich gibt) solltest du dich tatsächlich nur so wenig wie möglich umgeben.

Allerdings kann es auch sein, dass der andere gar kein Energieräuber ist, sondern dich eher „triggert“ und dir in Wahrheit deine eigenen „Learnings“ aufzeigt.

So erkennst du deine eigenen Themen bzw. dein Learning:

Wenn du zum Beispiel viele Menschen mit „negativen Energien“ oder viele „passive“ oder „schwache“ Menschen in deiner unmittelbaren Nähe hast, frage dich, was dich bei ihnen hält.

Wozu ist es „gut“, dass du diese Menschen um dich herum hast?

Vielleicht meinst du, dass du dich um sie kümmern musst: Sie retten oder ihnen helfen musst. Vielleicht denkst du, dass sie deine Hilfe benötigen, weil sie ja selbst nicht in der Lage dazu sind, sich um sich selbst zu kümmern? Sind das deine Gedanken?

Wenn ja, mach dir bitte bewusst, dass dies letztendlich Glaubenssätze sind, die mir DIR etwas zu tun haben, weniger mit dem anderen. Denn es ist letztendlich egal, wen du da als Gegenüber hast. Sobald dich etwas „triggert“, schau für dich hin, was genau dein Trigger ist. Denn das hat etwas mit DIR zu tun.

Menschen sind Spiegel. Damit du dich selbst darin erkennen kannst.

Überprüfe für dich, was genau dein Muster ist und was dich im Beisein mit diesem Menschen genau triggert. Was darfst du in dem Moment lernen?

  • Verantwortung zu übernehmen
  • Verantwortung abzugeben
  • Mehr ins Vertrauen zu gehen
  • Dich mehr einzulassen
  • Dich mehr zu zeigen
  • Fünfe gerade sein zu lassen
  • Dich abzugrenzen
  • Dich selbst zu lieben
  • In der Liebe / Mitgefühl zu bleiben
  • Dich selbst und deine Bedürfnisse mehr zu spüren
  • Deine eigenen Gefühle zu fühlen

Was auch immer es ist: Mache es dir bewusst, damit du deine Themen nicht (als Projektion) auf den anderen überträgst. Denn das löst Missverständnisse und Konflikte aus, die dein soziales Miteinander ins Wackeln bringen. Und es geht ja letztendlich darum, dass du dich wieder stabilisierst und ausbalancierst, damit du mehr in Leichtigkeit kommst. Mit dir selbst und anderen.

So erkennst du deine eigenen „Schattenanteile“:

Vielleicht siehst du in dem anderen auch deine eigenen Schattenanteile. Schattenanteile sind Anteile in dir, die du zwar bei anderen siehst, bei dir jedoch noch nicht wirklich integriert hast. Positiv wie negativ. Vielleicht gibt es einen Menschen, den du richtig toll findest, ja, irgendwie „anhimmelst“. „Mensch, ist der toll … der ist so …“

  • charismatisch
  • authentisch
  • witzig
  • eloquent
  • stark

… um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Würdest du sagen, dass du dieselben Eigenschaften hast? Findest du dich auch charismatisch, authentisch, witzig, eloquent, stark (oder welche Begriffe es auch immer bei dir sind …)? Schreibst du dir selbst diese Fähigkeiten zu?

Wenn nicht, mache dir das bitte bewusst. „Ah, ich sehe eine Qualität in dem anderen, die ich mir selbst noch nicht wirklich erlaube. Ah, das ist mein Schattenanteil.“ Du sieht also die Eigenschaft im anderen, nimmst allerdings die Fähigkeit bei dir selbst noch nicht ganz an.

Ebenso wie mit negativen Eigenschaften. „Boah, der andere ist immer so wütend.“

Da erforsche einmal, welche positive Qualität hinter „wütend“ steckt, d.h. was du derzeit noch bei dir selbst ablehnst. Ich könnte mir vorstellen, dass hinter „wütend“ die Fähigkeit steckt, sich abzugrenzen und Nein sagen zu können. Das ist eine gute Fähigkeit. Du brauchst eine „Wut-Qualität“, um überhaupt Grenzen setzen zu können.

Ich rede hier nicht von einer zerstörerischen oder mörderischen Wut-Qualität, sondern von einer Wut-Qualität, die auf einer Skala von 0 (null wütend) bis 10 (zerstörerische Wut) bei ungefähr 2-5 liegt. Das ist gesunde Wut, die dich befähigt, für dich selbst einzustehen.

Wenn du deine eigene Wut nicht spürst, lieber nett und brav bist und dich lieber anpasst, wirst du in anderen Menschen ihre Fähigkeit, sich abzugrenzen, negativ interpretieren. Du wirst denken „boah, ist der oder die wütend“, weil es dein Schattenanteil ist, den du dir selber noch nicht wirklich erlaubst.

Und klar, es gibt auch hochaggressive Menschen und Choleriker, die wirklich aggressiv sind. Doch davon rede ich nicht, ich spreche von gesunder Wut, die dich befähigt, Grenzen zu setzen.

Insofern mache dir bitte deine Schattenanteile bewusst. Hinterfrage dich immer mal wieder, wenn du im Beisammensein mit bestimmten Menschen ein „komisches“ Gefühl hast:

  • Was hat das Ganze mit mir zu tun?
  • Was triggert mich gerade? Was ist da mein Thema? Was ist mein Learning?
  • Zeigt mir der andere gerade meinen Schattenanteil auf? Welche Fähigkeit lehne ich gerade selbst in mir ab?

Überprüfe dich und finde es heraus …


Meine persönliche Erfahrung mit meinem sozialen Umfeld

Ich habe nach meinen Burnout sehr viel über mich selbst und die Wahl meiner Freunde und Partner erfahren. Ich wollte sie alle „retten“. Was habe ich mich doch an ihnen „abgearbeitet“ und mich selbst erschöpft. Wahnsinn. Der eine oder andere wollte sicherlich gar nicht, dass ich ihn ungefragt helfe, wieder ein anderer war mit mir in starken Co-Abhängigkeiten drin und brauchte jemanden (also mich), der „stark“ ist und Dinge übernimmt.

Ich habe gerne übernommen – und mich selbst dabei übernommen.

Auch in der Arbeit. Dasselbe unbewusste Muster. Mit diesen Gedanken bin ich mitunter ausgebrannt: „Nur ich kann das (gut) machen, die anderen können das nicht. Ansonsten geht das alles den Bach runter.“

So habe ich gedacht. Auf der einen Seite war ich damit auch beruflich „gut“ und „erfolgreich“. Ich habe meine damalige Agentur aufgebaut, Mitarbeiter und Kunden konnten sich auf mich verlassen. Nach außen war ich die, die alles gewuppt hat: Die stark ist, permanent für andere da ist – und sich selbst dabei vergisst.

Dadurch habe ich jedoch meinen komplette Bereich „soziales Umfeld“ ins Ungleichgewicht gebracht. Was aus heutiger Sicht gut war, denn nur so konnte endlich der Knall kommen und ich konnte innerlich und äußerlich aufräumen.

Als der Zusammenbruch kam, stand mehr oder weniger mein ganzes soziales Umfeld verdattert da. Die Menschen um mich herum wusste einfach nicht, wie sie mit mir und meinem Burnout umgehen sollten (bzw. mit ihren eigenen Gefühlen). Sie waren überfordert, haben entweder weggeguckt oder sich gleich weggeschlichen.

Das war zum damaligen Zeitpunkt sehr verstörend für mich, da ich mir gewünscht hätte, dass jetzt mal jemand für mich da ist. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch für mich erkannt:

  • Wie ich dazu beitrage, einen bestimmten Menschentypus in mein Leben einzuladen
  • Wie ich dazu beitrage, keine Unterstützung zu bekommen bzw. diese abzuwehren
  • Wie ich dazu beitrage, mich zu isolieren und mich „alleine zu machen“

Dieser Prozess hat etwas gedauert und ich schaue heute sehr genau hin, wen ich in mein Leben einlade und was viel wichtiger ist: Wie ich mit dem anderen im Kontakt bin.

  • Was nehme ich wahr?
  • Bin ich gerade getriggert?
  • Sehe ich gerade im anderen einen Schattenanteil von mir?
  • Was will ich gegebenenfalls gerade vermeiden?

Heute kommuniziere ich meine Wahrnehmung und zeige mich mit dem, was gerade bei mir ist. Ich habe mir ein soziales Umfeld geschaffen, das wie ich eine ehrliche, offene und bewusste Kommunikation sowie persönliche Bewusstseinsentwicklung schätzt.

Wenn du demnach deinen Bereich „soziales Umfeld“ ausbalancieren möchtest, fang bei dir an. Schau hin und überprüfe dich. Was sind deine Themen und verändere etwas – in dir. Denn Veränderung geschieht immer von innen nach außen.

Wenn du Ulfs oder meine Unterstützung wünscht, nimm gerne Kontakt zu uns auf: Erstgespräch

Unseren Podcast zu dem Thema findest du hier: Podcast


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